Mobilität ist eine der zentralen Triebfedern unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Ob wir uns selbst fortbewegen oder Bestellungen auf dem Tablet tätigen: Irgendwer muss irgendwo ein Auto, einen Lastwagen, ein Fahrrad, Schiff oder Flugzeug besteigen, um den Transfer von Personen oder Waren zu gewährleisten. Paul Watzlawik sagt über die Kommunikation „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Gleichermassen könnte man über die Mobilität sagen: Man kann sich nicht nicht bewegen. Insofern ist es lange überfällig, Mobilität über technologische Aspekte hinaus auch einmal aus Sicht individueller Nutzer und der Gesellschaft zu betrachten. Den zukünftigen Nutzer eines autonom fahrenden Autos interessiert nicht, ob dieses über das Automationsniveau L1 oder L5 verfügt. Wichtig ist vielmehr, warum und in welchem Kontext autonomes Fahren Sinn ergibt und ob die Technologie vertrauenswürdig ist. Das gleiche gilt für das Teilen von Fahrzeugen, das sogenannte Carsharing. Ein hehres Ziel: Aber wie bekommt man den stolzen Autobesitzer dazu, seinen Liebling zu teilen? Folglich ist die Weiterentwicklung der Mobilität auch eine Marketingherausforderung. Trends und Bedürfnisse müssen erkannt und technologisch befriedigt werden.
Die vorliegende Ausgabe der Marketing Review St. Gallen betrachtet Mobilität aus Sicht der Konsumentenforschung. In ihren Beiträgen beleuchten profilierte Experten aus Forschung und Praxis unterschiedliche Fragestellungen und geben wertvolle Hinweise auf Entwicklungspotenziale. Was können wir in Sachen Mobilitätslösungen von den aufstrebenden Metropolen Moskau und Seattle lernen? Wo stehen wir mit der Elektromobilität in Europa und was muss geschehen, um die Technologie aus der Nische zu befreien? Welche Rolle spielt Blockchain? Handelt es sich hier um einen Technologie-Hype oder um ein wertvolles Instrument zur Integration inter-modaler Mobilitätsleistungen? Die Breite der Themen ist so vielfältig wie das Mobilitätsphänomen selbst.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und würde mich über eine intensive Diskussion im Nachgang aufrichtig freuen.
Prof. Dr. Sven Henkel